Die «Stadt Luzern» ist das Flaggschiff der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees. Es ist ein Salon-Seitenraddampfer für zwei Klassen mit grossem Salonaufbau auf dem Oberdeck.
Die «Stadt Luzern», 1928 von den Gebr. Sachsenberg in Rosslau a/Elbe erbaut, ist das letzte für einen Schweizer See gebaute Dampfschiff.

Wunderschöner Dampfpfiff der <<Stadt Luzern>>

Charakteristik

Einzigartig in der Schweiz ist die spezielle Bauart der «Stadt Luzern», die einen maritimen “Touch“ vermittelt. Ein eindrückliches Erscheinungsbild das in den grosszügig gestalteten Salons eine Fortsetzung findet. Die geräumigen Panorama-Speisesäle mit grossflächigem Täfer und sparsam eingesetzten Dekor-Elementen brillieren im Art-Déco-Stil. Dieser Stil ist vergleichbar mit jenem der Ozeandampfer der späten Zwanziger-Jahre des letzten Jahrhunderts.

Lebenslauf

Schon zu Beginn machte die dritte «Stadt Luzern» Schlagzeilen: Die Dampfmaschine versagte 1928 nach wenigen Tagen ihren Dienst und musste durch eine neue Anlage aus dem Hause der Gebrüder Sulzer, Winterthur, ersetzt werden. Das Flaggschiff ging erst ein Jahr später, 1929, ohne grosse Festivitäten in Dienst.

Kurze Zeit nach der Inbetriebnahme brach die grosse Weltwirtschaftskrise aus. Die «Stadt Luzern» war nur selten im Einsatz anzutreffen. So zählte man 1939 nur 39 Betriebstage mit 3789 gefahrenen Kilometern. Während des Zweiten Weltkriegs fielen die Einsätze erneut stark zurück. Sie schwankten zwischen 14 Betriebstagen mit 1621 gefahrenen Kilometern im Jahre 1940 und 27 Betriebstagen 1942 mit 2886 Fahrkilometern.

Zusammen mit DS «Schiller» fand die «Stadt Luzern» gelegentlich Verwendung für die Beförderung von Militärpatienten von Luzern nach Flüelen oder umgekehrt. Einzig das Kriegsjahr 1941 fällt mit einem aussergewöhnlichen Einsatz des Flaggschiffes auf: Er stand im Zusammenhang mit der 650-Jahrfeier der Eidgenossenschaft. An 82 Tagen erbrachte die «Stadt Luzern» damals 8316 Fahrkilometer.

Zu den bedeutendsten Anlässen an Bord des Flaggschiffes zählt die Fahrt am 25. Juli 1940 zum Rütli: General Henri Guisan, Oberbefehlshaber der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg, versammelte die ranghöchsten Offiziere zum legendären Rütli-Rapport. 40 Jahre später, am 25. Juli 1980, enthüllte der damalige Bundespräsident Georges-André Chevallaz an Bord des Schiffes feierlich eine vom Künstler Franco Annoni geschaffene Plastik. Sie erinnert bis heute auf dem Hauptdeck an den Anlass im Jahre 1940. Zu den prominenten Gästen an Bord gehörten einst Persönlichkeiten wie Evita Peron aus Argentinien und die Teilnehmenden der Konferenz zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Auch das in Bern akkreditierte diplomatische Korps gastierte an Bord des Schiffes. Der «Queens Salon» auf dem Oberdeck erhielt diese Bezeichnung nach dem 2. Mai 1980, als die englische Königin Elizabeth II in diesem Panoramasaal tafelte. Er wurde zu diesem Zweck gänzlich erneuert.

Am 20. Juni 1987 führte das Schiff die Flottenparade zum 150-Jahr-Jubiläum der Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee an. Den Abschluss bildete damals die Vorbeifahrt aller übrigen Schiffe der SGV am Steg 10 in Luzern, wo DS «Stadt Luzern» festgebunden war. Am 24. September 1987, auf den Tag 150 Jahre nach der ersten Dampferfahrt, fuhr die «Stadt Luzern» nach der Fahrordnung des ersten Dampfers «Stadt Luzern I»  von Luzern nach Flüelen. Der 80. Geburtstag wurde am 19. April 2008 wiederum in Form einer Parade und am 31. Mai 2008 mit einer “Geburtstagsfahrt“ gefeiert.

Heute gehört die «Stadt Luzern» zu den vielseitig einsetzbaren Schiffen der SGV. Im Kursdienst steht sie zur Hauptsache zwischen Luzern und Flüelen im Einsatz. Die grosszügigen Bordrestaurants ermöglichen der SGV-Gastronomie «Tavolago» einen gepflegten Service. In all den Jahren hat die «Stadt Luzern» die einzigartige Atmosphäre des Dampfschifffahrens unzähligen Fahrgästen wie auch prominenten Persönlichkeiten geboten. Darum wird sie oft auch für Charterfahrten eingesetzt.

Prominente Gäste

25. Juli 1940
Zusammen mit allen höheren Offizieren der Schweizer Armee fuhr General Henry Guisan mit der «Stadt Luzern» zum Rütli, wo der legendäre Rütlirapport stattfand.

2. Mai 1980
Anlässlich eines Schweizer-Besuchs weilte Königin Elisabeth II auf der «Stadt Luzern».

Hauptrevisionen

Nach einer ersten Hauptrevision 1937 wurde eine weitere 1946 nötig.
Jeweils im Winterstilllager erfolgte zwischen 1985 bis 1989 die Generalüberholung. Mit viel Liebe zum Detail erhielten die Interieurs den einstigen Hauch von Luxus zurück.
Die zweite Jungfernfahrt konnte am 5. Juli 1989 gefeiert werden.
Während des Winters 1999/2000 wurden die 220 Rauchrohre der Kesselanlage ersetzt.
In den Wintermonaten 2000/2001 musste das Zylinder-Mittelstück der Drillings-Gleichstrom-Dampfmaschine ersetzt werden. Gleichzeitig wurden die Maschine revidiert, eine Enthärteranlage für das Kesselspeisewasser der beiden Dampfkessel installiert, die Schaufelräder revidiert und die Schiffsaufbauten erhielten nach dem Sandstrahlen einen neuen Aussenanstrich.

Engagement der Dampferfreunde

1980 Finanzierung des Gedenkreliefs von Franco Annoni zum Rütlirapport 1940

Plexiglas-Maschinenabdeckung zum Einblick in die Kurbelwelle

Vergoldung des Bugziers

Finanzierung des goldgelb einbrennlackierten Schriftzugs

Spende von rund 1 Million Franken an die Sanierung in den Jahren 1985 bis 1989v

Beitrag zur Neukonstruktion des Sonnendaches auf dem hinteren Oberdeck

Beitrag von 150'000 Franken im Jahre 2001 an den Ersatz für das Zylinder-Mittelstück

Technische Daten

JUNGFERNFAHRT

23. Juni 1928

ERSTE INBETRIEBNAHME

24. Juni 1928

ZWEITE INBETRIEBNAHME

5. Juli 1929

LÄNGE ÜBER ALLES

63.5 m

BREITE ÜBER ALLES

15.2 m

GEWICHT LEER

410.5 t

GEWICHT BELADEN

500.5 t

TIEFGANG LEER

1.36 m

TIEFGANG BELADEN

1.60 m

FASSUNGSKRAFT

1100 Personen oder 90 t

MASCHINENBAUART

Schrägliegende Sulzer Drillings-Gleichstrom-Dampfmaschine mit Öldrucksteuerung

LEISTUNG

1600 PS

- gedrosselt auf 1300 PS

TOURENZAHL

48 U/min

GESCHWINDIGKEIT

29.8 km/h

ERBRACHTE KM-LEISTUNG BIS SAISONENDE 2013

999'001 km

* Durch die Maschinenpanne zwei Tage nach der Einweihungsfahrt nach nur 734 km Fahrleistung wurde die «Stadt Luzern» für 375 Tage stillgelegt. In dieser Zeit wurde eine neue Sulzer-Dampfmaschine eingebaut.

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